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Studieren im Alter: (Un-) Ruhestand an deutschen Hochschulen
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Nach dem Ruhestand (wieder) studieren gehen, ist ein Konzept, dem manche skeptisch gegenüberstehen. Dennoch hat sich das Seniorenstudium in den letzten Jahren zu einem schnell wachsenden Trend an deutschen Hochschulen entwickelt. Ruhestand kann je nach Person Unterschiedliches bedeuten, wie zum Beispiel das Ende des Arbeitens oder der Anfang eines neuen und aufregenden Lebenskapitels.
Überraschenderweise zählt es zu einer der bevorzugten Tätigkeiten unter deutschen Senioren, (wieder) an die Universität oder Hochschule zu gehen. Zweifelsohne ist dies ein großartige Option, da sie nicht nur der älteren Generation ermöglicht, ein Interesse in neuen Gebieten wie Technologie oder digitale Transformation zu verfolgen, sondern auch dazu beiträgt, dass sie ihren Geist in Aktion halten. Für diejenigen, die eine solche Reise mit Mitte 60 oder älter unternehmen möchten, stellen sich jedoch einige Fragen.
Der vorliegende Artikel zielt darauf ab, die wichtigsten Fragen zu beantworten. Im Folgenden werden wir neben einigen Problemen, denen Seniorenstudierende begegnen können, darüber informieren, welche Zulassungsvoraussetzungen bestehen, welche Hochschulen spezielle Programme für Seniorenstudierende und Gasthörer anbieten und welche Arten von Seniorenstudiengängen bestehen.
Aktiv im Alter: Ist es wirklich so leicht wie es klingt?
In der heutigen Zeit kann man von vielen Dingen profitieren, die früher nicht verfügbar oder undenkbar waren. Neben modernen Technologien sind andere Dinge, die man als einen großen Vorteil ansehen kann, die neuen innovativen Denkweisen, die althergebrachte soziale Stigmata beseitigen, um den Horizont und die Wahrnehmung der Welt derer zu erweitern, die in ihr leben. Im einem fortgeschrittenen Alter zu sein, muss nicht unbedingt eine Einschränkung der geistigen und physischen Fähigkeiten bedeuten. Man kann heute in zunehmenden Maße feststellen, dass ältere Menschen ihr Leben auf alle möglichen Weisen voll ausschöpfen, besonders nach dem Ruhestand.
Einige der Erfahrungen, die man im Leben gemacht hat, haben einem unvergessliche Erinnerungen beschert, die nur den Wunsch verstärken, sie immer und immer wieder neu zu erleben. Ein Beispiel für solch eine Erfahrung ist das Hochschulstudium. So entschließt sich eine beträchtliche Anzahl an Rentnern dazu, (wieder) ein Studium aufzunehmen. Aber was motiviert Menschen in solch einem fortgeschrittenen Alter dazu, Vorlesungen zu besuchen oder sogar einen Hochschulabschluss anzustreben, wenn sie stattdessen ihre freie Zeit mit Reisen oder friedvoll mit ihrer Familie verbringen könnten?
Einer der häufigsten Antriebe, die Senioren (wieder) in die Hörsäle treiben, ist der Wunsch, ihr Wissen aufzufrischen oder neues zu erlangen. Andere wiederum geben als Grund an, dass sie gerne mit jüngeren Studierenden konkurrieren möchten, um die Bestätigung zu bekommen, dass sie immer noch die wissenschaftlichen Standards erfüllen können. Weitere Gründe, aus denen Senioren unbedingt studieren möchten, sind das Interesse an tiefgehenden Untersuchungen und ein tieferes Verständnis in einem bestimmten Bereich oder lediglich die Erfüllung eines Kindheitstraums. In jedem Fall sollten Menschen mit einer solchen Entschlossenheit nicht unterschätzt, sondern vielmehr für ihre Begeisterung gelobt werden. Letzteres ist leider nicht immer der Fall, da Seniorenstudierende bisweilen mit Herausforderungen auf ihrer Studenreise konfrontiert werden. Von jüngeren Studierenden akzeptiert zu werden, ist ein häufiges Problem, denn je älter man wird, desto schwieriger kann es sein, sozial aktiv zu bleiben und neue Freundschaften zu schließen.
Insofern auf Seniorenstudierende, die einen Zertifikatsstudiengang verfolgen, eine große Menge an Informationen, häufige Lehrveranstaltungen und gelegentlich Prüfungen warten, ist Stressresistenz ein weiterer Aspekt, den man berücksichtigt muss. Daher ist es für alle angehenden Seniorenstudierenden sehr wichtig, sich mit den zur Verfügung stehenden Optionen vertraut zu machen und sich dann zu entscheiden, welche Option am besten zu ihnen passt. In den nachstehenden Abschnitten werden wir einen Blick auf die wichtigsten Punkte werfen, die man wissen sollte, bevor man ein Seniorenstudium an einer deutschen Hochschule beginnt.
Welche Programme stehen Seniorenstudierenden zur Verfügung?
Im Jahre 1980 wurde in Deutschland erstmals ein spezielles Studienprogramm eingeführt, um Senioren die Möglichkeit zu geben, eine akademische Ausbildung zu verfolgen. Seitdem hat sich dieses Programm weiterentwickelt und ermöglicht älteren Menschen, entweder ein Hochschulstudium zu absolvieren oder bloß Lehrveranstaltugen als Gasthörer zu besuchen, ohne am Ende eine Qualifikation zu erhalten. Da es keine genauen Bestimmungen darüber gibt, wie ein solcher Sonderstudiengang auszusehen hat, haben die verschiedenen Universitäten und Hochschuleinrichtungen ihre jeweiligen eigenen Spezialprogramme mit unterschiedlichen Bildungsangeboten entwickelt.
Grundsätzlich gibt es zwei Optionen: der Besuch von Vorlesungen und Seminaren ohne Erhalt eines Zertifikats, genannt Gaststudium, oder das sogenannte Seniorenstudium, bei dem man bei erfolgreichem Abschluss des Studiums einen Leistungsnachweis erhalten kann. Wer gerne ein Vollzeit-Studium belegen möchte, unterliegt möglicherweise den gleichen oder ähnlichen Zulassungsvoraussetzungen, die auch für normale Studierende gelten. Senioren hingegen, die lediglich als Gasthörer an Vorlesungen und Seminaren teilnehmen möchten, können dies tun, dürfen aber keine Prüfungen ablegen. Einige Hochschulen bieten zudem Fernstudiengänge für Personen im Ruhestand an. Das Praktische an diesen Studiengängen ist, dass sie sich leicht in den Alltag integrieren lassen. So können Seniorenstudierende gemäß ihrem eigenen Rhythmus lernen und sich zugleich um ihre Enkel kümmern, Zeit im Garten verbringen oder lange Spaziergänge in der Natur unternehmen.
Die häufisgten Studiengänge & Studienrichtungen von Seniorenstudierenden
Je nach Wahl der Hochschule können die Studiengänge beziehungsweise Studienrichtungen, die Senioren offenstehen, variieren. Senioren- und Gaststudierende haben etwa die Wahl, in den Bereichen Philosophie, Theologie, Archäologie, Medizin und vielen anderen Gebieten zu studieren, die ihre wissenschaftliche Neugier wecken.
Die meisten Studierenden im fortgeschrittenen Alter jedoch zeigen eine Vorliebe für die Geistes- und Kulturwissenschaften. Letztere sind interessanterweise auch eine häufige Wahl in anderen Ländern, die spezielle Programme für Personen über 50 anbieten, wie zum Beispiel die Schweiz. Wissenschaftler und Forscher Prof. Dr. François Höpflinger ist der Auffassung, dass ältere Menschen dazu neigen, diese beiden Richtungen zu wählen, weil sie sich wünschen, ein Konzept wiederzuentdecken, das nahezu vollständig verlorengegangen sei, nämlich das humanistische Ideal, wonach Bildung und persönliche Entwicklung miteinander einhergehen sollten.
Wer um eine Entscheidung ringt, welcher Studiengang am besten passt, kann sich den Interessentest[1] auf universitaet.com zunutze machen, der es Studieninteressierten ermöglicht, auf Grundlage des Testergebnisses zu sehen, welche Studiengänge am besten verfolgt werden sollten. Darüber hinaus bietet das Universitätsportal eine Suchmaschine[2], die sämtliche Studiengänge an Hochschulen im deutschsprachigen Raum aufführt. Auf diese Weise können sich potenzielle Seniorenstudierende mit herkömlichen wie neuen Studiengängen vertraut machen und denjenigen finden, der am meisten mit ihren persönlichen Interessen übereinstimmt.
Zulassungsvoraussetzungen
Anders als früher, als die akademische Ausbildung begrenzt war und nur wenige Menschen davon profitieren konnten, sind heutzutage die Türen zu vielfältigen Hochschulen für Menschen aller Altersklassen, Geschlechter und Rassen geöffnet. Aus diesem Grund bestehen keine allgemeinen rechtlichen Bestimmungen hinsichtlich Spezialprogrammen für Senioren. Gleichwohl hat jede Hochschule, staatlich wie privat, das Recht, ihre eigenen Zulassungsvoraussetzungen für Gasthörer und Vollzeitstudierende festzulegen.
Der Gang zu einer Hochschule als Gasthörer erfordert keine vorherige Ausbildung wie die Hochschulreife oder einen akademischen Abschluss; auch gibt es keine Altersgrenze. Bayern ist das einzige Bundesland in Deutschland, das eine Ausnahme von dieser Regel bildet, da man hier sogar bei der Bewerbung als Gasthörer ein Abitur vorweisen muss. Wie bereits erwähnt, bieten manche Hochschulen in Deutschland Vollzeitstudiengänge an, die bei erfolgreichem Abschluss dazu führen, dass Seniorenstudierende ein Zertifikat erhalten. In diesen Fällen unterliegt der Bewerber ähnlichen Zulassungsvoraussetzungen wie andere normale Studierende. Zudem kann eine Studiengebühr anfallen, wobei dies und die Höhe von Hochschule zu Hochschule in Deutschland variieren kann.
Bevor man eine endgültige Entscheidung trifft, kann es bisweilen vorkommen, dass man unsicher darüber wird, wo man studieren soll, vielleicht auch aufgrund der Sorge, an einer bestimmten Hochschule nicht angenommen zu werden. Um diesbezüglich mehr Licht in die Sache zu bringen, werden wir uns nun mit dieser Frage gesondert auseinandersetzen.
Wo können Senioren studieren?
Fast alle Bundesländer bieten Gastprogramme sowie – für all jene, die weit weg wohnen oder aus irgendeinem Grund nicht imstande sind, physisch an Vorlesungen und Seminaren teilzunehmen – auch Fernstudiengänge. Ein umfassendes Spektrum an Studiengängen ist meistens in den größeren Städten vorzufinden, in denen die akademischen Institutionen bestrebt sind, so viele Studienfelder wie möglich abzudecken, damit ältere Menschen das finden, was am besten zu ihren Interessen und Persönlichkeiten passt. Größere Städte wie Berlin, Düsseldorf oder Hamburg[3] verfügen zweifellos über eine größere Vielfalt als kleinere oder mittelgroße Standorte. Nachstehend seien einige der gängigen Orte genannt, an denen man sich für eine Hochschulausbildung nach dem Ruhestand entscheiden kann.
- Berlin – In der Hauptstadt stehen drei Hochschulen zur Auswahl: die Freie Universität Berlin (FU)[4], die Humboldt-Universität zu Berlin[5] (HU) und die Technische Universität Berlin[6] (TU). Sie alle bieten spezielle Studienprogramme für Gasthörer an. Lehrveranstaltungen in verschiedenen Bereichen von Medizin über Naturwissenschaften und Umwelt bis hin zu Kunst können von Senioren ohne Zulassungsvoraussetzungen besucht werden. Zudem profitieren Gaststudierende von der Teilnahme an ausgewählten Veranstaltungen aus dem regulären Studienprogramm.
- Düsseldorf – Die zweitgrößte Stadt im Bundesland Nordrhein-Westfalen ist ein weiteres Beispiel für einen Ort, an dem Seniorenstudierende mehrere Hochschulen zur Auswahl haben. Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf[7] heißt die 50+-Generation willkommen, um sämtliche Vorlesungen mit einem Gast-Voucher zu besuchen, obgleich ein spezifisches Angebot für Senioren nicht besteht.
- Frankfurt – In Frankfurt am Main haben Senioren die Möglichkeit, die “University of the 3rd Age” (U3L) zu besuchen, die Teil der Goethe-Universität Frankfurt am Main[8] ist. Senioren können hier an Vorlesungen, Arbeitsgruppen und Seminaren innerhalb eines akademischen Rahmens teilnehmen, in dem Probleme der Wissenschaft und Bildung behandelt werden. Weder gelten irgendwelche Bildungsvoraussetzungen noch besteht die Notwendigkeit für eine Sonderregistrierung.
- Hamburg – Die Universität Hamburg (UHH)[9] bietet seit 1993 ein Seniorenstudium an, um älteren Personen leichteren Zugang zur Hochschule nach dem Ruhestand zu verschaffen. Für nur 130 Euro pro Semester können Senioren an ausgewählten regulären Studiengängen und Lehrveranstaltungen teilnehmen und Kenntnisse in fast allen Bereichen erlangen.
- München – Die drittgrößte Stadt in Deutschland ist Heimat der Ludwig- Maximilians-Universität[10], wo seit 1987 ein Seniorenstudienprogramm besteht. Die hier angebotene Vorlesungsreihe deckt die Bereiche Kunst, Kultur, Religion, Wissenschaft und Gesellschaft ab. Senioren, die sich gerne hier für ein Studium bewerben möchten, müssen im Besitz eines Abiturs sein und können sich für eines von drei Studiengebührenmodellen entscheiden. Je nach der Gesamtzahl an Anwesenheitsstunden pro Woche zahlen die Teilnehmer zwischen 100 und 300 Euro pro Semester.
Eine Wahl zu treffen, wenn es so viele verschiedene Optionen gibt, kann recht schwierig sein. Um diesen Prozess zu erleichtern, gibt unversitaet.com all seinen Nutzern die Möglichkeit, sich über die Mehrzahl der Städte in Deutschland, in denen sich Hochschulen befinden, zu informieren. Dank der umfassenden Beschreibungen und Städteprofile[11] können Nutzer alles finden, was sie über eine bestimmte Stadt wissen müssen, bevor sie eine Wahl treffen.
Man lernt nie aus!
Dass ältere Menschen (wieder) studieren gehen können, ist für sich genommen schon eine hervorragende Einrichtung, denn mit fortgeschrittenem Alter muss man sich keine Gedanken mehr darüber machen, einen Beruf zu erlernen, sondern kann sich ganz auf die eigene Neigung für ein bestimmtes Fach oder mehrere Fächer konzentrieren. Zudem bringt ein Seniorenstudium für Senioren mehrere Vorteile mit sich. Bildung nach dem Ruhestand ermöglicht der älteren Generation, sich für eine gewisse Zeit wieder jung fühlen zu können, indem sie mit jungen Menschen in Kontakt kommen, einen aktiven Geist bewahren und ihren Wissensdurst stillen. Ein Seniorenstudium ist gut, um Einsamkeit und Langeweile zu bekämpfen, die sich nach dem Ruhestand einstellen können, sowie unter Beweis zu stellen, dass es nie zu spät ist, um etwas Neues zu lernen.