Inhaltsverzeichnis
Das richtige Studium finden: Uni, Hochschule oder Berufsakademie?
5 min.
Der Besuch einer Universität ist lediglich einer von vielen Möglichkeiten, um einen akademischen Abschluss in Deutschland zu erlangen. Darüber hinaus gibt es mehrere Arten von Hochschulen – das sind Institutionen, die eher praxisorientiert sind – sowie Berufsakademien, welche duale Studiengänge mit theoretischen und praktischen Studienphasen anbieten. Welcher Weg der richtige ist, hängt letztlich von individuellen Vorlieben ab.
Viele Wege führen zu einem Studienabschluss in Deutschland. Der klassische Weg führt an die Universität. Daneben ist es möglich, eine Hochschule oder eine Berufsakademie zu besuchen. Welcher Weg der jeweils richtige ist, hängt unter anderem von den Interessen und angestrebten Qualifikationen ab. Jeder Studienweg bietet eigene Vorzüge. Um eine angemessene Entscheidung treffen zu können, ist es ratsam, sich vorab mit jedem Weg sorgfältig auseinanderzusetzen.
Studieren an Universitäten – der optimale Weg für die (akademische) Karriere
Universitäten sind wissenschaftliche Hochschulen mit einem breiten Angebot an Studiengebieten, von den Natur- und Geisteswissenschaften sowie der Mathematik und Informatik über die Medizin, Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften bis hin zu den Ingenieur-, Agrar- und Forstwissenschaften. Trotz der stark auf Wissenschaft und Forschung fokussierten Lehre befinden sich an Universitäten teilweise auch duale oder künstlerische Studiengänge im Studienangebot. Ebenfalls vertreten sind Lehramtsstudiengänge.
Je nach Berufs- und Karriereziel ist ein Studium an einer Universität alternativlos (zum Beispiel Rechtsanwalt, Arzt). Auch wer eine Promotion, Habilitation oder Karriere in der Wissenschaft anstrebt, muss in der Regel eine (staatliche) Universität oder eine Hochschule mit Universitätsstatus besuchen. Voraussetzung für ein Universitätsstudium ist typischerweise die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife. In speziellen Fällen ist der Zugang zu einer Universität jedoch auch mit dem Fachabitur oder über eine Aufnahmeprüfung möglich. Das Universitätsstudium zeichnet sich durch ein hohes Maß an Eigenständigkeit und Flexibilität aus. So sind Studierende an Universitäten für die Koordination ihrer Veranstaltungsbesuche selbst verantwortlich. Manche Universitäten sind auf gewisse Fachbereiche spezialisiert, so etwa die Technischen Universitäten sowie die Hochschulen für Medizin, Tiermedizin und Sport.
Hinzu kommen die Universitäten der Bundeswehr (in Hamburg und München), die dazu dienen, Offizieren und Offiziersanwärtern eine wissenschaftliche Ausbildung zu verschaffen. Absolventen eines Studiums an Universitäten der Bundeswehr sind qualifiziert, nach Ablauf ihrer 13-jährigen Verpflichtungszeit einen zivilen akademischen Beruf auszuüben.
Das Hochschulstudium – wo Theorie und Praxis aufeinandertreffen
Bei den Hochschulen lassen sich vier Arten unterscheiden: die Fachhochschulen/Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die musisch-künstlerischen Hochschulen, die theologischen Hochschulen sowie die pädagogischen Hochschulen.
Fachhochschulen/Hochschulen für angewandte Wissenschaften
Die Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften („universities of applied sciences“) bieten ein stark praxisorientiertes Studium. Anders als bei den Universitäten liegt der Schwerpunkt auf der Anwendung von theoretischem Wissen unter Berücksichtigung beruflicher Anforderungen. Praxisphasen in Form von Praktika oder Projektphasen im In- und Ausland sind daher fester Bestandteil eines Studiums an einer Fachhochschule. Im Angebot sind Studiengänge aus den Gebieten Technik, Medien, Sozialwesen und Wirtschaftswissenschaften. Fachhochschulen, die sich auf den Bereich Sozialwesen konzentrieren, sind oft in kirchlicher Trägerschaft. Üblicherweise ist neben dem Abitur oder Fachabitur ein fachspezifisches Vorpraktikum eine weitere Voraussetzung für ein Studium an einer Fachhochschule. Fachhochschulen bilden zwar wie Universitäten in Bachelor- und Masterstudiengängen aus, besitzen aber kein Promotionsrecht.
Ein Spezialfall sind die Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung. Hierbei handelt es sich um verwaltungsinterne Hochschuleinrichtungen des Bundes und der Bundesländer, die darauf ausgerichtet sind, Anwärter für den gehobenen Dienst in der öffentlichen Verwaltung auszubilden. Zugang zu diesem dualen Studium, das sowohl an der Hochschule als auch an der Ausbildungsbehörde stattfindet, erhält man kraft Abordnung durch eine öffentliche Einrichtung.
Musisch-künstlerische Hochschulen
Musisch-künstlerische Hochschulen bieten ausschließlich Studiengänge aus dem Bereich der Kunst an (zum Beispiel Musik, Modedesign, Film, Architektur). Eine künstlerische Eignung, die im Rahmen einer Aufnahmeprüfung festgestellt wird, ist zusätzlich zum Abitur obligatorisch. Im Falle einer herausragenden künstlerischen Eignung ist ein Studium an einer musisch-künstlerischen Hochschule in der Regel auch ohne Hochschulzugangsberechtigung möglich.
Zu den musisch-künstlerischen Hochschulen gehören die Kunsthochschulen/Kunstakademien, Musikhochschulen, Hochschulen für Film und Fernsehen sowie Hochschulen für Schauspiel und Theater. Während einige Kunsthochschulen Bachelor-, Master- und Diplomabschlüsse anbieten, sind bei anderen keine Abschlussprüfungen vorgesehen. Bei einem lehramtsbezogenen Kunststudium, das entweder zu einem Bachelor bzw. Master of Education führt oder mit einer Staatsprüfung endet, erfolgt der pädagogische Teil des Studiums in der Regel an einer Universität in der Nähe der Hochschule. Das Studium an Musikhochschulen enthält Zwischenprüfungen sowie eine Abschlussprüfung (künstlerische Reifeprüfung oder Bachelor-, Master-, Diplomprüfung). Die Unterrichtssprache an musisch-künstlerischen Hochschulen ist überwiegend Deutsch. Teilweise besitzen musisch-künstlerische Hochschulen ein eingeschränktes Promotionsrecht.
Theologische Hochschulen
Theologische Hochschulen sind in der Regel kirchlich getragene Hochschulen, die überwiegend der theologischen Ausbildung von Geistlichen dienen. Voraussetzung ist daher in der Regel nicht nur die Hochschulzugangsberechtigung, sondern ebenfalls die entsprechende Konfession. Auch Lehramtsstudiengänge sind an theologischen Hochschulen möglich. Manche theologischen Hochschulen sind Universitäten gleichgestellt und verfügen daher über Promotionsrecht.
Pädagogische Hochschulen
Kennzeichnend für pädagogische Hochschulen ist die Lehramtsausbildung. Die Studierenden erlangen die Befähigung, eine Lehrertätigkeit an einer Grundschule, Hauptschule, Realschule, Gesamtschule oder Sonderschule auszuüben. Die gymnasiale Lehramtsausbildung sowie die Ausbildung für das Lehramt an Berufsschulen erfolgt in Zusammenarbeit zwischen den pädagogischen Hochschulen und Universitäten bzw. Fachhochschulen. Neben lehramtsbezogenen Studiengängen enthält das Studienangebot pädagogischer Hochschulen ferner einige Studiengänge, die sich nicht auf das Lehramt beziehen. Pädagogische Hochschulen in Deutschland gibt es ausschließlich in Baden-Württemberg. Sie sind Universitäten gleichgestellt und besitzen daher ein uneingeschränktes Promotions- und Habilitationsrecht.
Berufsakademien bieten Studium und Berufsausbildung zugleich
Berufsakademien sind kooperative Hochschulen, die ausschließlich duale Studiengänge bereitstellen. Wie in dualen Studiengängen üblich, erfolgt das Studium im Wechsel zwischen theoretischen und praktischen Phasen. Während der theoretische Teil an der Berufsakademie stattfindet, wird der praktische Teil in einem Unternehmen durchgeführt. Voraussetzung für das dreijährige Bachelorstudium ist in der Regel zum einen die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife sowie zum anderen ein Ausbildungsvertrag im Praxisunternehmen. Die Abschlussarbeit schreiben die Studierenden in Abstimmung mit der Akademie und der Kooperationsfirma. Der Vorzug eines Studiums an Berufsakademien liegt darin, dass die Studierenden bei Abschluss eine mehrjährige Berufserfahrung vorweisen können. Nachteilig ist, dass besonders größere Unternehmen Führungspositionen eher mit Absolventen von Universitäten und Hochschulen besetzen.